Als die Mauer fiel, war die Reaktion vieler Menschen hierzulande: "Wahnsinn!" Das Wort drückt aus, dass etwas geschehen war, was man nicht für möglich gehalten hatte. In Deutschland hatte es eine Revolution gegeben und eine unblutige dazu! Das ganze Land wurde von einer Euphorie ergriffen. Willy Brandt brachte es auf den Begriff: "Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört." Anlass für das Gespräch wird eine Lesung aus dem Roman "Nebel" (1991) von Wolfgang Schreyer sein. Er beschreibt dort die Ereignisse vor während und nach 1989 aus der Perspektive von unmittelbar Betroffenen. Dabei wird deutlich, dass die Einheit schon früh Risse bekam, sowohl im privaten wie auch im politischen Bereich. Inzwischen sind 35 Jahre vergangen. Der Hochstimmung folgten sehr bald die Mühen der Ebenen. Über diese Mühen, die heute wieder besonders aktuell zu sein scheinen, wird zu reden sein. Wolfgang Schreyer (1927-2017) war einer der meistgelesenen Autoren in der DDR. Er schrieb über 40 Bücher; sein Genre war die Unterhaltungsliteratur, darunter zahlreiche gesellschaftskritische Kriminal-, Abenteuer- und Science-Fiction-Romane, die eine Gesamtauflage von fast 6 Millionen erreichten. Hinzu kamen Film- und Fernsehdrehbücher. 1956 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis. Er lebte in Ahrenshoop an der Ostsee.
Die ausgewählten Texte werden gelesen und musikalisch begleitet von Christina Pfeffer-Eretier (Vocals) und Paul Pfeffer (Gitarre). Moderation: Ansgar Kemmann, Geschäftsführer, Bürgerverein Demokratieort Paulskirche e.V.